Gartenleben
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Blindschleiche

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Beitrag von Roland Do 21 Aug 2014 - 7:45

In naturnahen Gärten ohne Gift kann die Blindschleiche einen Lebensraum finden.
Hier von mir der überarbeitete Textauszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Blindschleiche

Die Blindschleiche ist eine Echsenart. In Mitteleuropa gehört sie zu den am häufigsten vorkommenden Reptilien. Mit ihrem beinlosen, langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft für eine solche gehalten. Dieses Missverständnis spiegelt sich sogar im wissenschaftlichen Gattungsnamen wider, den ihr Carl von Linné gegeben hat. Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das für alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und äußeren Gehöröffnungen, wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind.

Ein anderer verbreiteter Irrtum ist, dass die Blindschleiche gemäß der Artbezeichnung blind sei. Der deutsche Name wird aber auf das Althochdeutsche plintslîcho zurückgeführt, was nach allgemeiner Auffassung so viel wie „blendender/blinkender Schleicher“ bedeutet und sich auf das Glänzen der glatten Schuppenhaut sowie die typische Fortbewegung beziehen dürfte. Andere, heute nicht oder kaum mehr gebräuchliche Bezeichnungen lauten Haselwurm und Hartwurm.

Sie erreicht eine Gesamtlänge von bis maximal 57,5 cm.
Dadurch, dass die Tiere ihren Schwanz an mehreren Sollbruchstellen leicht abwerfen können, haben allerdings nicht wenige vorgefundene Exemplare keinen vollständig erhaltenen Schwanz mehr. Anders als bei Eidechsen wächst der abgeworfene Schwanzabschnitt nicht nach; es bildet sich ein kurzer, halbkugeliger Stumpf. In manchen Populationen hat mehr als die Hälfte der erwachsenen Tiere keinen vollständigen Schwanz mehr.

Die eher kurze Zunge ist breit-zweilappig und läuft nicht in feine Spitzen aus. Zum Züngeln, also zur Aufnahme von Geruchsstoffen, müssen Blindschleichen das Maul etwas öffnen, da sie keine Oberlippenlücke wie die Schlangen haben. Die spitzen, teilweise recht lose sitzenden Zähnchen sind nach hinten gekrümmt.

Die Extremitäten sind vollständig zurückgebildet; lediglich bei den Embryonen sind zunächst noch vordere Beinrudimente nachweisbar, die aber später verschwinden. Bei den erwachsenen Tieren weisen nur kleine Reste eines Schulter- und Beckengürtels an der Wirbelsäule auf die Abstammung von beintragenden Vorfahren hin.

Lebensräume
Blindschleichen leben ohne besondere Spezialisierung in einer Vielzahl unterschiedlicher Biotope. Am regelmäßigsten ist sie in lichten Laubwäldern und an deren Rändern, an Hecken, in teilentwässerten Hochmooren und an Moorrändern anzutreffen, ferner in Heidegebieten, auf Brachen, Wiesen, an Bahndämmen, Holzstößen, Wegrändern, in Parks und naturnahen Gärten der Siedlungsränder; selbst dichte Nadelwälder mit nur kleinräumigen Sonnenflächen genügen ihr manchmal. Die Tiere bevorzugen deckungsreiche krautige Vegetation und eine gewisse Bodenfeuchte; im Hinblick auf die Umgebungstemperatur sind sie etwas weniger wärmebedürftig als viele andere Reptilien.

Gerne nutzt sie geschützt gelegene trockene Sonnenplätze, beispielsweise auf Totholz, dunklem Humusboden und Torf. Beliebte Versteckplätze sind Erdlöcher, Hohlräume unter Baumwurzeln, liegendem Holz, Steinen, Plastikfolie oder Blech, Felsspalten, Moospolster, auch Laub- und Komposthaufen oder Brennholzstapel. An besonders günstigen Versteckplätzen finden sich oft mehrere Tiere gleichzeitig ein.

Lebensweise

Überwinterung

Den Winter verbringen Blindschleichen in Kältestarre bzw. Ruhe in den oben genannten, möglichst frostsicheren Verstecken. Häufig bohren sie sich auch selbst unterirdische Gänge von 15 bis zu 100 cm Länge und verschließen die Öffnung mit Moos oder Erde. Regelmäßig findet die Überwinterung gesellig statt, in Gruppen von 5 bis 30, ausnahmsweise auch über 100 Individuen. Dabei befinden sich die älteren offenbar in größerer Tiefe, während sich die etwas später dazustoßenden Jungtiere mehr in Eingangsnähe aufhalten. Sogar gemeinsame Winterquartiere mit Fressfeinden wie Schlangen sind beobachtet worden. In Mitteleuropa zieht sich die Mehrzahl der Blindschleichen im Laufe des Oktobers in die Unterschlüpfe zurück; heraus kommen sie meistens wieder ab März oder Anfang April, wenn die Außenbedingungen dies zulassen

Tagesaktivität, Nahrung und Fressfeinde
Die Art ist vor allem tagaktiv, zum einen in den Morgenstunden von 4 - 10 Uhr, zum anderen abends von 18 - 21 Uhr. Bei feucht-milder Witterung, etwa vor Gewittern oder bei warmem Nieselregen, ist sie auch in der übrigen Tageszeit außerhalb der Verstecke anzutreffen. Möglicherweise werden sehr milde Sommernächte ebenfalls zur Nahrungssuche genutzt. Blindschleichen jagen in erster Linie Nacktschnecken, Regenwürmer und unbehaarte Raupen; ihr nach hinten gekrümmtes Gebiss hilft ihnen beim Festhalten dieser schlüpfrigen Beutetiere. Unter den Schnecken sind besonders Ackerschnecken als Nahrung von Bedeutung, aber auch kleinere Exemplare großer Wegschneckenarten werden gefressen. Zum erweiterten Beutespektrum gehören Asseln und Saftkugler, Heuschrecken, Käfer und deren Larven sowie Blattläuse, Zikaden und Ameisen, ferner kleinere Spinnen. Blindschleichen sind zwar nicht blind, haben aber eine eingeschränkte Sehleistung (unter anderem sind sie farbenblind). Für die Orientierung, auch bei der Jagd, spielen der Geruchs- und der Tastsinn eine wichtige Rolle. Die Beutetiere werden mit den Kiefern gepackt und allmählich im Ganzen verschluckt. Bei einem größeren Regenwurm kann dies bis zu einer halben Stunde dauern.

Die Blindschleiche hat ihrerseits viele Fressfeinde, darunter Schlangen (insbesondere die Schlingnatter), Säugetiere wie Fuchs, Dachs, Iltis, Hermelin, Igel, Wildschwein und Ratten sowie zahlreiche Vögel (Störche, Reiher, Greifvögel, Eulen, Rabenvögel, Würger). Den Jungtieren stellen zudem Drosseln, Stare, Spitzmäuse, große Laufkäfer, Erdkröten, Eidechsen und junge Schlangen nach. In Siedlungsnähe des Menschen sind vor allem Hauskatzen, Hunde und Hühner eine Gefahr für Blindschleichen.

In Bedrängnis und wenn sie ergriffen werden, winden sich die Tiere hin und her und scheiden dabei oft Harn und Kot ab. Zu Beißversuchen gegenüber dem Angreifer kommt es nur selten. Schließlich kann ein Schwanzstück abgeworfen werden, das dann noch minutenlang heftig zappelt und zuckt. Dies ist vor allem gegenüber Vögeln und Säugern eine effektive Ablenkungsmaßnahme.

Die Morgen- und Abendstunden werden auch zur Thermoregulation genutzt, indem die Blindschleiche ein Sonnenbad nimmt oder sich in der Abenddämmerung auf eine die Tageswärme abstrahlende Oberfläche legt. Wegen der versteckten Lebensweise ist das Wissen über den genauen Tagesablauf einer Blindschleiche noch recht lückenhaft. Dies gilt auch für den Raumbedarf, für Bestandsgrößen und -dichten und andere populationsökologische Fragen

Fortpflanzung und Individualentwicklung
In Mitteleuropa liegt die Paarungszeit zwischen April und Juni. Die Männchen ringen in sogenannten Kommentkämpfen dann oft heftig um die Weibchen, obwohl diese in den meisten Populationen in der Überzahl sind. Die Kontrahenten versuchen sich gegenseitig zu Boden zu drücken, beißen sich und schlingen sich fest umeinander. Bei der Paarung wird das Weibchen in den Kopf oder die Nackenregion gebissen, während das Männchen seine Hemipenes in die Kloake des Weibchens einführt. Die Kopulation kann mehrere Stunden dauern. Mitunter paaren sich Weibchen später noch mit anderen Männchen. Die Tragzeit der Weibchen dauert 11 - 14 Wochen; zwischen Juli und August werfen sie 8 - 12 Junge (Extremwert: 28). Bei der Geburt befinden sich die 7 - 10 cm langen Jungtiere in einer sehr dünnen, transparenten Eihülle, die sie sofort danach durchstoßen (Ovoviviparie). Sie wiegen zunächst weniger als ein Gramm und besitzen noch einen Dotterrest.

Vor ihrer ersten Überwinterung wachsen die Jungtiere kaum noch; erst im Jahr darauf legen sie an Länge und Gewicht deutlich zu. Bei einer Gesamtlänge von 12,5 - 25 cm und einem Lebensalter von 3 - 5 Jahren werden junge Blindschleichen geschlechtsreif. Im Laufe des Wachstums finden jährlich 3 - 4 Häutungen während der gesamten Aktivitätsperiode statt. Dabei wird die alte Hautoberschicht von vorne nach hinten zu Wulsten zusammengeschoben und abgestreift. Ein Häutungsvorgang kann 1 - 2 Wochen andauern.

In Gefangenschaft können die Tiere sehr alt werden; ein Alter von 46 Jahren ist belegt, auch 54 Jahre werden genannt. In der freien Landschaft ist es wegen vieler Fressfeinde und anthropogen verursachter Gefahren aber sehr unwahrscheinlich, dass Blindschleichen so alt werden.

Gefährdung und Schutz
Die Blindschleiche gilt als Kulturfolger und hat lange von Landschaftsveränderungen durch Menschen profitiert, da viele strukturreiche, halboffene Biotope entstanden. In der modernen Zivilisationslandschaft erleidet die Art aber hohe Verluste durch intensive Land- und Forstwirtschaft, Flurbereinigung, Flächenentwässerung, Straßenverkehr, Siedlungs- und Straßenbau, Rekultivierungsmaßnahmen in Abbaugruben, die Mahd von Gras-Stauden-Randstreifen und Wiesen (besonders mit Kreiselmähern), die Beseitigung von Versteckplätzen, das „Aufräumen“ von „unordentlichen“ Böschungen und Ruderalfluren und vieles mehr. In Siedlungsnähe stellt die Anwendung von Pestiziden wie Schneckenkorn eine Vergiftungsgefahr für Blindschleichen dar.

Aus Unkenntnis und Abneigung gegenüber der vermeintlichen Schlange wird die völlig harmlose Blindschleiche auch heute noch in großer Zahl erschlagen oder zertreten, wenn man ihr begegnet. Dies kann lokal durchaus bestandsbedrohende Ausmaße annehmen. Von Hauskatzen werden Blindschleichen und andere Kleinreptilien gejagt und dabei zumindest verletzt. Durch ihr Verhalten, sich auf Wege zu legen, um Wärme zu tanken, fallen sehr viele Blindschleichen dem Fahrzeugverkehr zum Opfer.

Trotz dieser Verluste ist die Art in Mitteleuropa noch häufig und gilt im deutschsprachigen Raum als ungefährdet. Sie steht aber dennoch unter Natur- und Artenschutz und darf nicht gefangen oder verletzt werden. Insbesondere ist zu vermeiden, Blindschleichen an ihrem hinteren Körperabschnitt festzuhalten. Dies kann sonst das Abwerfen des Schwanzes auslösen, wodurch das Tier zwar nicht stirbt, aber zeitlebens verstümmelt bleibt.
Roland
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